Da ich ohnehin nach Prag musste, war die Entscheidung für das Ziel meiner Radtour klar. Beim Weg gab es hingegen mehrere Pläne. Schließlich beschloss ich, von zu Hause sollte den Rhein bis Mainz und dann den Main bis zur Weißmainquelle zu fahren und von dort weiter "geradeaus" nach Prag. Da ich die Strecke von zu Hause nach Duisburg bereits zwei Wochen zuvor gefahren war und keine Lust hatte, mich durch den Großstadtdschungel zu Kämpfen, nahm ich die Eisenbahn nach Düsseldorf und startete dort. In Köln traf ich die Liegeradler Udo, Peter und Wolfgang und wir fuhren eine Teilstrecke gemeinsam.
Schiefe Häuser, zum Teil mit Spiegeloberfläche, am Düsseldorfer Hafen
Lustige Gesellen bevölkern eine Hausfassade (ebenfalls am Düsseldorfer Hafen)
In Dormagen ging es unter Leitungen durch, über die das Bayer-Chemiewerk
die Schiffe am Rhein befüllt
Unverkennbar: Köln in Sicht!
Die Rodenkirchener Brücke, zu Bauzeiten die längste Hängebrücke Europas.
Heute immerhin die südlichste Brücke Kölns.
Nachtlager auf dem Campingplatz Rodenkirchen. Für acht EUR gab es nicht nur heiße
Duschen und Toiletten mit Papier, sondern auch laute Nachtmusik (so zwischen 1 und 3) von einer
benachbarten Gaststätte. Ach ja: Tagesleistung: 64km.
Udo mit seinem Dreirad (Optima Rider) samt Anhänger
Wolfgang (vorne) und Peter (im Hintergrund)
Kurze Rast in Bonn am Rhein
Das Ausflugsschiff »Moby Dick«
Die rechtsrheinischen Überreste der Berücke von Remagen
Nicht auf dem Holzweg waren wir hier
Udo (rechts) und ich am Deutschen Eck in Koblenz. Knapp 15 Kilometer
weiter südlich (in Spay) haben wir geschlafen. Tagesleistung: 116km.
Rad rüsten: Noch bis kurz vor unserem Start hatte es geregnet,
doch zumindest ich hatte am diesem Tag keinen Regen.
Die Loreley. Wirkt unschuldiger, als sie ist.
Blumenfeld zwischen Bingen und Mainz
Wenige Kilomter später, an der Brücke zwischen Wiesbaden und Mainz haben Udo und ich uns getrennt. Während Udo den Rhein weiter gefahren ist, lag meine Strecke am Main. Besonderen Dank möchte ich einem Fahrradhändler aussprechen, der mir mit einem neuen Schaltwerk ausgeholfen hat, nachdem meines auseinandergefallen war.
An Weinreben entlang ging es von Wiesbaden Richtung Hochheim und Frankfurt
Unverkennbar: Frankfurt am Main
Nach einem kleinen Abendessen ging es noch weiter bis Seligenstadt.
Aus welchem Land kam der Reiseradler mit diesem Fahrrad wohl?
Nachtlager bei Seligenstadt. Tagesleistung: 162km
Wärend der Woche war auf dem Main-Radweg nicht allzuviel los (hier ca. 10km vor Aschaffenburg)
Bayern ist erreicht.
No Risk, no Fun...
Gut geschützt vor Main-Hochwasser sind die Einwohner von Wörth
Kurz vor dem Gewitter ist das Licht am schönsten... Glücklicherweise
haben mich Regen und Gewitter nur am Rande erwischt.
Wolke mit Loch
Altes Schloss bei Wertheim
Belohnung nach rund 130km. Zur Unterkunft bei Verwandten ging es aber noch 4km
»den Berg 'nauf«, wie man dort sagt.
Abends durfte ich Wildschweinwurst zubereiten (und auch essen!).
Und am nächsten Tag ruhten die Radler-Beine.
Fachwerkhaus in Wertheim
Zu einer kleinen Rast lud dieses Haus in Thüngen an der Wern ein, nur wenige hundert
Meter vom Werntal-Radweg entfernt.
Durchaus neugierig waren diese jungen Tierchen.
Auf solche Wege führen die Schilder des Main-Radwegs zum Teil.
Zelten an der Sonnenstraße auf dem Campingplatz in Sand am Main
Nach einem regnerischen Pausentag in Bischofsgrün ging es zur Weißmainquelle.
Leider habe ich den geschotterten Weg nicht gefunden und so musste ich das Rad über
wurzelige Waldwege schieben, bis auf ca. 895 Meter Höhe.
Die Weißmainquelle. Selbstverständlich habe ich hier meinen Trinkbeutel gefüllt.
Auch nach dem Erklimmen der Weißmainquelle blieb es hügelig.
Nachdem es im Laufe des Mittags langsam immer flacher wurde (ich verließ
das Fichtelgebirge),
bemerkte ich beim Verlassen von Arzberg, dass ich noch nicht alle Steigungen hinter mir hatte.
Erst 20km vor Prag (also dem Ziel meiner Tour) wurde es einigermaßen flach.
Licht und Schatten dank Nachmittagssonne.
Da ich sowieso in der Nähe des Mittelpunkts Europas vorbeifuhr, beschloss ich, auch dorthin zu
fahren. Der Weg dorthin liegt genau auf der Grenze. Während das Flux für dieses Foto in
Bayern blieb, lief der Fotograf nach Tschechien.
Geschafft! Der Mittelpunkt unseres Kontinents, auf immerhin 815 Metern Höhe auf dem Tillenberg.
Eigentlich soll man den Tillenberg auf der deutschen Seite herunterfahren, den offiziellen Übergang benutzen und dann auf der tschechischen Seite nochmal den Berg entlangfahren. Ich dachte, ich wäre schlauer und wollte den Berg - auf dem ich ja schon war - auf der tschechischen Seite wieder herunterfahren. Diese Idee war nicht die beste, denn ich bin nicht nur für fünf oder sechs Kilometer Luftlinie drei Stunden und 15km durch den Wald gefahren, sondern hatte dabei auch noch mehr als 300 Höhenmeter zu bewältigen. Gegen 22:30 fand ich dann im zweiten Dorf eine kleine Pension, in der ich mich für 13 EUR einquartierte. Tagesleistung: 96km und genau 1600 Höhenmeter (und 1602 Meter nach unten...)
Marianske Lazne (Mariannenbad) ist gleichermaßen schön, touristisch und
hügelig. Immerhin konnte ich dort Geld wechseln, denn in den folgenden Tagen
kam ich nur durch kleine Dörfer, die weder Wechselstuben noch Geldautomaten
hatten. Selbst kleine Lebensmittelgeschäfte gab es nicht viele.
Das berühmte Kloster von Tepl (Tepla), 1193-1197 erbaut.
Es geht auch ohne Auto!
(ohne Kommentar)
Etwa 65km vor Prag tat sich dieser Riss in der hinteren Felge auf. Mit verringertem
Luftdruck und ohne Nutzung der Hinterradbremse hielt die Felge aber bis
Prag (und später von Flughafen Köln/Bonn zur S-Bahn nach Köln-Porz).
Trotz vorsichtiger Fahrweise und Abkühlphasen bei den Abfahrten wurde
es Schlauch und Reifen (beides Schwalbe) zu heiß, sodass es laut
"POFF" machte und der Schlauch platzte.
Auch dem Reifen (Schwalbe Marathon) wurde es zu warm, sodass sich die
Drahteinlage aus dem Gummi löste...
Immer wenn man in Westtschechien einen Hügel sieht, kann man sich
sicher sein, diesen erklimmen zu müssen - natürlich geht es
zuvor durch ein tiefes Tal. Die Bretagne ist flach dagegen!
Weniger schön waren die letzten 20km vor Prag und natürlich
die Fahrt in Prag selbst (zum Hotel), zumal es teilweise über eine
Autobahn ging. In Tschechien scheint es kaum Alltagsradler zu geben,
sodass die Autofahrer nicht wissen, dass sie Abstand halten müssen.
Lautes Klopfen gegen die Tür zu knapp überholender Autos
hilft.
Blick aus dem Hotel. Gesamtbilanz der Tour: 1000,7 Kilometer :-)
Die berühmte astrologische Uhr. Der obere Teil zeigt neben
der Uhrzeit zahlreiche Planetendaten an, und der untere Teil
nannte das gegenwärtige Sternzeichen und sogar jeden Namenstag;
allerdings ist der untere Teil schon länger außer Betrieb.
In der Stadt haben Künstler zahlreiche Kühe aufgestellt.
Diese hier wurde offenbar von der französischen Firma »La vache, qui rit«
(die lachende Kuh) gesponsort.
Der berühmte Wenzelsplatz mit dem Nationalmuseum am oberen Ende.
Besuch im Technik-Museum: Kette und Kettenblatt eines Rades von 1890 (von Triumph, Coventry).
Interessant auch, dass der Antrieb sozusagen innerhalb des Rahmens liegt.
Federgabel desselben Rades
Bambus-Fahrrad von 1896 (USA)
Erinnert mich - abgesehen
vom Seilzug-Antrieb mit drei Gängen - irgendwie an mein Flux V220. Dieses so genannte
J-Rad stammt übrigens aus den Hesperus-Werken Stuttgart und ist von 1921.
Die berühmte Karlsbrücke. Wie man gut erkennen kann, war ich nicht
der einzige Tourist an dieser Brücke. Überhaupt ist Prag extrem
touristisch, mehr als Paris!
Die »tanzenden Häuser«
Sehr gut gefallen hat mir diese Kuh: Stecker ein, gewünschten Bräunungsgrad
einstellen und abwarten.
Nachbau des Eiffelturms. Trotz 60 Meter Höhe ist er genau so hoch wie
der echte, 320 Meter hohe Eiffelturm - Über dem Meeresspiegel gemessen.